Wir, die Supporters Crew und Corrillo Ultras, haben gestern den Sport-Club Freiburg und die aktuellen Mitglieder des Fanbeirats darüber informiert, dass wir so lange nicht mehr am örtlichen Club-Fan-Dialog (in Freiburg: Fanbeirat) teilnehmen werden, bis die folgenden für uns elementaren Bedingungen eines Dialogs vollumfassend und glaubwürdig umgesetzt sind.
Einige Menschen aus unseren Reihen haben sich seit der ersten Einführung des sogenannten Club-Fan-Dialogs im Jahr 2012 intensiv für ein solches Dialog-Format in Freiburg eingesetzt. Und auf bundesweiter Ebene dafür gesorgt, dass es endlich verpflichtender Standard ist. Umso schwerer fällt uns dieser Schritt.
Wir erwarten die vollumfassende, glaubwürdige und zeitnahe Umsetzung der folgenden vier Punkte als Grundbedingungen eines zielgerichteten und gelingenden Dialogs:
- Dialog darf nie zum Feigenblatt werden
Im Kontext der Info-Veranstaltung bzgl. des gescheiterten DFL-Investoren-Einstiegs ließen die SC Verantwortlichen verlauten, dass SC Mitglieder und organisierte Fans u. a. über das Gremium des SC Fanbeirats angehört worden sind und das Thema dort besprochen worden ist. Das Thema wurde zwar von einer Gruppe in der zweiten Sitzung des Fanbeirats angesprochen. Jedoch mit dem Hinweis darauf, dass dieses Thema viele Menschen in der Freiburger Fanlandschaft bewegt und erwartet wird, dass der Fanbeirat explizit vor anstehenden Abstimmungen auf DFL-Ebene zu diesem Thema angehört wird. Mit dem Ziel, dass er diesbezügliche Empfehlungen und Einschätzungen aussprechen kann. Diese Bitte wurde unserer Wahrnehmung nach von allen Anwesenden geteilt und als Empfehlung gegenüber dem SC Vorstand formuliert – bis heute ist dies übrigens trotz mehrfacher Hinweise im Protokoll leider nicht korrekt dokumentiert, dazu unten noch mehr.
Die SC Verantwortlichen haben also durch den Mitglieder-öffentlichen Hinweis auf die Einbindung des Fanbeirats gegenüber hunderten von SC Mitgliedern so getan, als hätten sie ihr neues Dialog-Gremium vorab angehört – dabei haben sie sogar die dort ausgesprochene Empfehlung missachtet. Mit so etwas wird Dialog zum Feigenblatt. Und dafür stehen wir nicht zur Verfügung. Wir erwarten vom Sport-Club eine selbstkritische, offene Auseinandersetzung und eine glaubwürdige Versicherung dazu, dass dies nie wieder vorkommen wird.
- Fanbeirat muss Empfehlungen aussprechen können und sollen
Die Idee der Club-Fan-Dialoge ist ein professionell gestalteter, institutionalisierter Dialog vor Ort. In Freiburg ist der Fanbeirat jedoch weit entfernt von einem solchen strukturierten Dialog, der den vielfältigen Grundvoraussetzungen und Qualitätsanforderungen gemäß DFL-Statut entspricht. Vielmehr stellt er aktuell einen Sammelort aus Information und Meinungsbildern statt, ohne, dass diese den Grad der Organisation der beteiligten Fans oder gemeinsame Meinungen der unterschiedlichen Fan-Vertreter*innen aus dem Fanbeirat widerspiegeln.
Der Kern des Fanbeirats besteht laut Konzept des SC Freiburg (01-2023) darin, dass er ein „Dialog- und Beratungsgremium” zu „Themen, die Fans mittel- oder unmittelbar betreffen” ist und in Folge dessen eine „vereinsseitige Befassung mit den Einschätzungen und Empfehlungen des Fanbeirats” stattfindet. Folgerichtig besteht unser Mindestkriterium für eine Teilnahme darin, dass Empfehlungen gegenüber Vereinsabteilungen und -führung erstens ausgesprochen werden können und dies zweitens von Vereinsabteilungen und -führung auch gewünscht ist. Ersteres wird faktisch nicht ermöglicht und bei zweiterem wird uns ein gegenteiliges Gefühl vermittelt.
- Sitzungsdokumentation durch externes Protokoll
Die Protokolle der bisherigen zwei Sitzungen waren in vielen Dimensionen unzufriedenstellend: Die Zeitdauer bis zur Fertigstellung (die „finale”, aus unserer Sicht immer noch fehlerhafte Version der zweiten Sitzung wurde bspw. erst knapp zwei Monate nach der Sitzung fertiggestellt), die Art und Weise der Dokumentation (etwa: fehlende Zusammenfassung und/oder Ergebnissicherung; keine Dokumentation von Empfehlungen, vgl. Punkt 2) und fehlende Rückmeldungen im Kontext von Protokolländerungen. Die aktuelle Protokollierung macht es uns quasi unmöglich, die Inhalte angemessen in unseren Gruppierungen zu besprechen. Noch schwerer wiegt, dass es mit einem solchen Protokoll unmöglich ist, in angemessener Art und Weise die Einschätzungen und Empfehlungen aus dem Fanbeirat in den Verein zu spiegeln. Das bedeutet, dass auf Basis der aktuellen Protokolle die besprochenen Punkte nicht ernsthaft in die Entscheidungsprozesse im Verein zurückgespielt werden können. Deshalb erwarten wir, dass die zukünftigen Sitzungen von einer externen, in der Dokumentation solcher Sitzungen erfahrenen, Person durchgeführt wird. Hierdurch wird eine zeitnahe und qualitativ hochwertige Dokumentation sichergestellt. Dies muss im Interesse aller Beteiligten sein.
- Öffentlichkeitsarbeit zum Fanbeirat und zu diskutierten Inhalten
Bis auf eine Meldung im Heimspiel sucht man bis heute Hinweise auf den Fanbeirat und diskutierte Inhalte vergeblich. Trotz dessen, dass bei der konstituierenden Sitzung eine diesbezügliche Öffentlichkeitsarbeit, etwa auf der SC-Website, vereinbart worden ist und die ausbleibende Öffentlichkeitsarbeit in der zweiten Sitzung im April erneut kritisiert wurde. Für uns ein weiteres Zeichen dahingehend, wie wenig der Fanbeirat den Verantwortlichen tatsächlich wert ist. Zudem werden durch die ausbleibende Kommunikation SC-Mitgliedern und Fans diskutierte Inhalte vorenthalten – obwohl der Fanbeirat doch genau einen möglichen Querschnitt ihrer Meinungen abbilden soll.
Wir bedauern es sehr, dass wir diese Entscheidung treffen mussten. Noch mehr sind wir allerdings verärgert und enttäuscht darüber, dass der SC auf dieser strukturellen Kommunikationsebene nichts Besseres auf die Beine gestellt hat.
Erneut mal wieder in der Hoffnung, dass es besser wird.
Corrillo Ultras
Supporters Crew Freiburg e.V.