Teil des Gesamtbildes – auch Sport-Club darf sich nicht der Verantwortung entziehen
Folgendes vorweg: Das Betreten des Innenraums ist für uns inakzeptabel. Das Werfen von Gegenständen auf Menschen auch. Wir erwarten eine differenzierte Aufarbeitung mit der Zielrichtung, dass es bei einer einmaligen Grenzüberschreitung in dieser Dimension bleibt und alle daraus lernen.
Damit ist das Wesentliche zu diesen Vorfällen gesagt und wir können uns dem Problem hinter einzelnen Vorfällen widmen. Denn diese Vorfälle fügen sich leider in ein Gesamtbild einer problematischen Entwicklung auf den Tribünen insgesamt.
Allgemeine problematische Entwicklungen auf den Tribünen
Seit mehr als einem Jahr – zum Teil deutlich länger – berichten wir und andere aktive Gruppen und Fanclubs gegenüber SC-Mitarbeiter*innen und Verantwortlichen von unseren Beobachtungen auf der Südtribüne: Von Becherwürfen auf andere Fans, von diskriminierenden und rassistischen Praktiken, und leider auch von Übergriffen, von Gewaltandrohungen gegenüber Zuschauer*innen und von widerwärtigem Verhalten Einzelner.
Weitestgehende Untätigkeit des Sport-Clubs
Wir haben den handelnden Personen beim Sport-Club vertiefende Gespräche angeboten und unsere Mitarbeit zugesagt. Wir haben Appelle an den SC gerichtet, endlich Verantwortung für den Zuschauer*innen-Bereich zu übernehmen und ins Handeln zu kommen. Wir haben konzeptionelle, präventive und symbolpolitische Arbeit eingefordert. Doch bis heute hat der SC keine greifbaren Maßnahmen auf den Weg gebracht.
Das sorgt dafür, dass wir uns mit unseren Warnungen, Appellen und Bemühungen allein gelassen fühlen. Wir haben den Eindruck, dass der Sport-Club kein Interesse daran hat, kontinuierlich und aktiv Verantwortung für den Zuschauer*innen-Bereich zu übernehmen. Das enttäuscht uns und macht uns wütend. Auch deshalb, weil jetzt – wenn die Vorfälle bundesweit sichtbar sind und der sportliche Bereich betroffen ist – gehandelt wird. Wenn sich die Vorfälle aber unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit „nur“ auf der Tribüne abspielen, bleiben wir uns selbst überlassen.
SCF: Dauerhaft gesellschaftliche Verantwortung im Stadion übernehmen
Da alle internen Wege bisher erfolglos geblieben sind, sagen wir es hiermit nochmal in aller Öffentlichkeit: Wir fordern den Sport-Club endlich zu einem Richtungswechsel auf. Gesellschaftliche Verantwortung darf nicht an den Stadiontoren aufhören – sie muss im Stadion beginnen!
Wenn man alle zwei Wochen über 30.000 Menschen zu einer gesellschaftlichen Zusammenkunft einlädt, darf man nicht die Augen vor den damit einhergehenden Schwierigkeiten verschließen. Es ist schlicht gefährlich und naiv zu glauben, dass ein Miteinander bei einer solchen Größenordnung ohne weiteres Zutun stets im positiven Rahmen bleibt. Wir lassen uns nicht mehr mit Hinweisen auf personelle und zeitliche Engpässe abspeisen. Wir akzeptieren keine erneute Aufschiebung unseres Anliegens. Wir sind es leid, dass wir immer wieder mit Verweis auf interne Prozesse hingehalten werden.
Wir fordern Personal mit spezifischem Anforderungsprofil
Wir fordern ausreichend personelle Kapazitäten, die mit einem spezifischen Fach- und Erfahrungswissen sowie ausreichend Zeit ausgestattet sind und die Themenbereiche Antidiskriminierung, konstruktive Konfliktbearbeitung, Werteorientierung und Bedingungen einer bunten, kreativen und inklusiven Fankultur abdecken, um effektiv und zügig Maßnahmen umzusetzen. Eine vollumfängliche Unterstützung dieser Arbeit durch alle Führungsebenen ist dabei unerlässlich.
Der SC ist aufgefordert mit einer konkreten und zeitnahen Umsetzung zu zeigen, dass ihm seine Fans und deren Miteinander heute und in der Zukunft nicht egal sind.